Salem ist eine Kleinstadt in Massachusetts und liegt ungefähr 25 Kilometer nördlich von Boston am Atlantischen Ozean im Herzen von Essex County. In den Dörfern dieses Countys, so lernt man als guter Amerikaner bereits in der Grundschule, waren 1692 Schauplätze der Hexenjagd. Zwanzig Hinrichtungen trüben seither als Beweis puritaischer Intoleranz den historischen Glanz Neu-Englands.
Heute kommen Touristen in erster Linie nach Salem, um sich im Witch Museum das grausam-tödliche Spektakel anzuschauen, welches in einer Multimedia-Puppenshow noch einmal inszeniert wird. Die Faszination des Bösen macht das Museum, das in einer düsteren Kirche am Salem Common untergebracht ist, zum Treffpunkt sensationslüsterner Zuschauer, auch wenn die Show um eine differenzierte Darstellung der Massenhysterie bemüht ist. Noch grßere Gänsehaut kann man im Witch Dungeon Museum bekommen, wo ein Kerker besichtigt werden darf.
Salem hat als Stadt mit reicher Seefahrertradition allerdings weit mehr zu bieten. Einen Überblick erhält man im National Park Service Information Center in der zur Fußgangerzone gestalteten Essex Street gleich neben einer der sechs Filialen von Mc Donalds, die es in Salem gibt. Da Salem leicht überschaubar ist und man es nicht allzu schwer zu Fuß erobern kann, folgt man am besten einem der ausgeschilderten Besichtigungsrundgänge.
Am Brunnen vor dem Besucherzentrum zeigt ein Relief die Umrisse der alten und neuen Küstenlinie in und um Salem. Gegenüber befindet sich das traditionsreichste Museum der Stadt, das 1799 eingerichtete Peabody and Essex Museum. 22 Kapitäne aus Salem gründeten das Museum zu Sammlung von "natürlichen und künstlichen Kuriositäten", die sie von ihren Fahrten mitbrachten. Heute stellt die Sammlung 300000 Exponate zur Seefahrtsgeschichte, asiatischen Kunst, Archäologie, Natur- und Völkerkunde aus. Man kann auch durch die schräg gegenüberliegenden Stadtvillen wandeln, um sich die Wohnkultur von Schiffsbesitzern und Kapitänen des 17. bis 19. Jh. anzusehen.
Das berühmteste Hotel Salems ist das Hawthorne Hotel, das sich mit dem Namen von Salems bekanntesten literarischen Sohn schmückt. Wenn man in diesem Hotel zur Zeit des Helloween übernachten will, muß man dieses mindestens fünf Jahre vorher buchen, um noch ein Bettchen zu bekommen. In der Derby Street erstreckten sich im späten 18. Jh. unzählige Kais, als Salem zu einem der reichsten Handelshöfen in Neu-England avancierte. Was als Fischereihafen in der Provinz begonnen hatte, entwickelte sich dank immer wagemutigerer Kapitäne zu einem Hafen des Welthandels.
Derby Wharf ist der längste jener drei Kais, die von einst 50 äübrig blieben, nachdem Salem Anfang des 19. Jh. der Konkurenz der Tiefseehäfen von Boston und New York nicht mehr gewachsen war. Die drei Kais, das mit einem prunkvollen Säulenportal verzierte Custom House und einige andere historische Bauten sind als Salem Maritime National Historic Site zusammengefaßt. Heute herrscht auf den Kais gähnende Leere, während sich dort früher zahlreiche Lagerhäuser aneinanderreihten.
Das wohl berühmteste Haus Salems ist das 1668 erbaute "House Of The Seven Gables". Dieses Kapitänshaus mit seinen sieben Giebeln ist der Schauplatz von Nathaniel Hawthornes gleichnamigen Roman, in dem er die puritanische Bigotterie und Habsucht anprangert.