Am Samstag, den 23. September 1995 war es soweit: Der Abfahrtstag nach Salem, einer im Jahre 1626 gegründeten Kleinstadt in Massachusetts, war nun endlich erreicht. Wir tafen uns um 5:30 Uhr am OHG, um uns per Bus zum Frankfurter Flughafen zu begeben. Nach entspannter Fahrt kamen wir erwartungsvoll am Flughafen an und genossen die ungefähr 5 Minuten dauernde Fahrt mit der Magnetschwebebahn "SkyLiner", die das alte Terminal 1 mit dem damals brandneuen, praktisch nur aus Glas, Stahl und Mamor bestehenden Terminal 2 verbindet, um zu den Schaltern der Flugesellschaft USAir zu gelangen, mit der wir ja nach Boston fliegen wollten. Als wir dann nach uns unendlichlich vorkommender Zeit endlich einchecken konnten, mußten wir feststellen, daß von der 19 Köpfe zählenden Gruppe nur 2 Personen tatsächlich für diesen Flug gebucht waren. Es hatte zwar jeder von uns ein Ticket der USAir in der Hand, aber was nützt einem das, wenn man letztenendes keinen Sitz in der Maschine hat. Wir waren alle etwas iritiert über diese "komische" Situation. Nach endloser Zeit und vielen Telefonaten seitens der Angestellten der USAir verließ der Flug US893 den Frankfurter Flughafen in Richtung Neu-England - ohne uns. Dann wurde uns von der USAir angeboten, über London-Heathrow nach Boston zu fliegen. Dazu wurden wir auf eine Maschine der British Airways nach London umgebucht, um dann mit American Airlines die britische Hauptstadt in Richtung Boston zu verlassen. Wie auch immer, wir kamen dann doch noch in Boston an. Der ganze Trip hatte zwar über 8 Stunden länger als geplant gedauert, aber wir waren schließlich froh, endlich in den USA zu sein. Am Logan Airport in Boston wurden wir mit zwei klapprigen Schulbussen abgeholt, um dann in der Salem High School an die Familien verteilt zu werden.
Am ersten Tag in der Salem High School, einer riesigen Schule, die sogar einen eigenen Kindergarten für die Kinder der Schüler hatte, wurden wir dann vom Principal ganz offiziell begrüßt. Wir haben es immer so gehalten, daß sich die deutsche Gruppe in der 1. Stunde in einem bestimmten Raum getroffen hat, um eventuelle Problem etc. zu besprechen. Danach sollten wir dann am Unterricht mit unseren Partnern teilnehmen. Anfangs haben wir das auch getan, später zogen wir es aber vor, in die Gym zu gehen, um uns dort sportlich zu betätigen und uns über das sehr reichhaltige Sportangebot zu informieren. So gab es z.B einen Kletterkurs, bei dem man die ganze Zeit in der Dachkonstruktion der Sporthalle nur an einem Seil gesichert herumklettern konnte. Das haben wir uns natürklich nicht entgehen lassen. Da Salem eine der ältesten Stadte der USA ist und vor 200 Jahren eine wahre Seefahrtsmacht war, haben wir praktisch jeden Tag die Schule gegen 10 Uhr verlassen, um die reichhaltigen Museen des Ortes zu besuchen. Diejenigen, die so wie ich in der Nähe des alten Stadtkerns wohnten, in der fast alle wichtigen Gebäude dieser Stadt liegen, durften nach dem Besuch der jeweiligen Museen nach Hause gehen und mußten nicht wieder zurück in die Schule. So kam es auch, daß ich nur einen Tag komplett am Untericht teilgenommen habe.
Wir haben natürlich auch die Einkauftrips in die großen Malls in Danvers bzw in Peabody genossen. Man muß sich das so vorstellen, als wären alle Geschäfte der Göttinger Innnenstadt in einem großen Haus angeordnet. Diese Trips waren zwar ganz amüsant, aber Höhepunkts des Einkaufsabenteuers Amerika war immer noch der Ausflug in den Nachbarbundesstaat New Hampshire, der im Gegensatz zu allen anderen amerikanischen Bundesstaaten keine Sales Tax auf die Waren erhebt. Das war aus Einkäufersicht der Himmel auf Erden. Neben Shopping standen natürlich auch nocht Ausflüge in die Hauptstadt von Massachusetts Boston, ins Museumsdorf "Old Sturbridge Village" und das Whale-Watching auf dem Programm. In Boston haben wir das State-House, das höchste Haus New Englands, den John-Hankock-Tower besichtigt. Wir haben aber auch die berühmte Harvard University besucht, in der wir uns mit einem ehemaligen Schüler des OHGs getroffen haben, der tatsächlich Dokter der Chemie in Harvard ist. Für mich persönlich war sicherlich der Besuch des Eishockeyspiels Boston University gegen Toronto Univerity mit Phillip Karnebogen ein Highlight, dessen "Gast-Bruder" dort studiert. In diesen Teams spielen meist die Nachwuchsspieler der NHL-Mannschaften der jeweiligen Städte.